Requium & Richie

Requium war mein erstes eigenes Pferd. Man darf es ja gar nicht erzählen, aber ich habe ihn 1990 zusammen mit einer Freundin von meinem und ihrem Konfirmationsgeld ohne das Wissen unserer Eltern gekauft. 

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Meine Mami dachte es wäre meine Reitbeteiligung und der Vater meiner Freundin dachte es umgekehrt ebenso von seiner Tochter. Wir haben Requium von einem Russlandtransport gekauft, er war abgemagert und hatte einige Wunden, aber wir verliebten uns in ihn. Er hatte russische Papiere und war ein Trakehner mit viel Vollblutanteil, woher sicher seine eher kleine Größe von 1,58m Stockmaß kam. Wir waren davor herumgefahren und hatten alle Bauernhöfe in unserer Gegend abgeklappert bis wir einen netten Bauern trafen, der uns eine Scheune verpachtete. Dort durften wir uns einen Stall hinein bauen und wir bekamen noch eine Koppel und ein ca. 30m breites und ziemlich langes Feld dazu, welches eher brach lag, da es zu schmal  für den richtigen Anbau von Getreide oder Mais war. Wir mussten deshalb nur Heu/Stroh (vom Landwirt selber) und Kraftfutter kaufen und unser Pferd selbst versorgen und natürlich misten. Das schmale Feld zäunten wir ein und funktionierten es zu einem Reitplatz und einer weiteren Koppel um. Der Bauer half sogar beim Einsähen des Grases. Nach einigen Wochen wurde uns klar, dass Requium in der Scheune nicht allein bleiben sollte, da ein Pferd in Einzelhaltung ohne andere in Sicht bzw. Sozialkontaktreichweite nicht nach unserem Verständnis war. 

Wir fuhren also wieder los und schauten nach einem Freund. Ziemlich schnell fanden wir Richie, der ebenfalls allein bei einem Landwirt stand. Er zah auch ziemlich verwahrlost aus und so bekamen wir ihn dann geschenkt, weil der Bauer ihn mal für seine Enkel gekauft hatte, die aber kein Interesse an ihm hatten. So zog Richie, Schecke, Ponymix, Stockmaß 1,25m bei uns ein. Da wir zu groß waren um ihn zu reiten, begaben wir uns wieder auf die Suche nach einer alten Kutsche. Bei einem anderen Bauernhof wurden wir in einer Scheune fündig. Mein Vater hatte damals einen Karosserie- und Fahrzeugbau und wir konnten die Kutsche abschleifen, neu lackieren, die Polster neu beziehen und sie mit Mofareifen versehen. Bei der Bremstechnick half selbstverständlich mein Vater. 

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1993 musste meine Freundin aufgrund ihrer Ausbildungsstelle wegziehen und so musste ich meiner Mami alles erklären, denn ich brauchte ihre Hilfe, da ich meiner Freundin die Hälfte vom Kaufpreis, den sie damals gezahlt hatte, wiedergeben wollte. Meine Mami nahm das gut auf und nach dem sie geschimpft hatte, half sie mir mit dem Geld. Hier ein besonderer Dank an Mami, dass Du mein Pferde-Hobby immer so toll unterstützt hast. Da ich es schwer geschafft habe, beide Ponys komplett selbst zu versorgen, musste ich einen neuen Besitzer für Richie finden (er fand einen tollen Platz wo er auch gefahren wurde) und Requium stellte ich in einen kleinen Reitstall bis ich ihn 1995 ebenfalls verkaufte. Ich wollte damals gerne mehr auf Turniere und vor allem Springen, was Requium nicht so lag, er sprang zwar, aber verweigerte sehr oft bei Stangensprüngen. Er war eher das geborene Buschpferd, denn bei Naturhindernissen war er unschlagbar. Ich fand einen tollen jungen Mann, der gerne Vielseitigkeit reiten wollte und das passte perfekt. 



© Caro 2020